
Hoteliers und Architekt:innen aufgepasst: Hier kommen die 10 schlimmsten architektonischen Fehler, die man bei der Gestaltung oder dem Betrieb eines Hotels begehen kann. Ein Kondensat der Meinungen erfahrener Architekt:innen sowie unserer eigenen.
(Mit dieser Reihe möchten wir auf besonders wichtige Aspekte aufmerksam machen, auf häufige Fehler hinweisen und auch Lösungen aufzeigen. Die Aussagen der Kolleg:innen aus unserer Interviewreihe Architekt:innen im Hotel untermauern hierbei!)
Wer mich kennt, der weiß, wie wichtig mir eine Stimmungsvolle und passende Beleuchtung ist. Nicht selten habe ich schon in Restaurants die Glühlampe (umgangssprachlich: Birne) über dem Esstisch rausgedreht und nicht selten waren auch die Gäste an den Nachbartischen dann erleichtert. Menschen merken nicht immer was genau sie stört; die meisten spüren nur ein unterschwelliges Unbehagen. Mit meiner besonderen Sensibilität (HSP) für Atmosphäre und demnach erst recht für gutes bzw. schlechtes Licht lebt es sich als Gast nicht immer einfach, als Planerin ermöglicht es mir jedoch ein gezieltes Augenmerk auf die Atmosphäre prägenden Aspekte.
Licht ist weit mehr als nur Helligkeit – es ist ein elementarer „Baustoff“ der Architektur, der die Wahrnehmung eines Raumes tiefgreifend prägt. Es definiert Form, Struktur und Textur und beeinflusst maßgeblich das menschliche Wohlbefinden und die Atmosphäre. Architekt:innen nutzen Licht ganz bewusst zur Inszenierung. Licht lenkt den Blick, akzentuiert Details, schafft Kontraste und modelliert die Oberfläche von Materialien. Licht kann Räume erweitern oder verkleinern, Wärme oder Kühle vermitteln und eine bestimmte Stimmung – von beruhigend bis dramatisch – erzeugen. Insbesondere im Hotelbau, wo es um Wohlbefinden, das Gefühl von Sicherheit (siehe auch den Artikel Polyvagal-Theorie und Hotelplanung) und Gästezufriedenheit geht, ist die Steuerung des Lichts entscheidend. Es sollte nicht nur funktional sein, sondern auch atmosphärisch, ein Gefühl von Komfort und Geborgenheit vermitteln und die Markenidentität des Hotels unterstreichen. Fehler in der Beleuchtung passieren leicht und können fatale Folgen haben.
In unserer Reihe "Architekt:innen im Hotel" befragen wir regelmäßig Expert:innen zu den Dos und Don'ts der Hotelarchitektur. Wir wollen zum Beispiel wissen, was sie im Hotel am meisten nervt oder was den ersten Eindruck zerstört. Was wurde in Sachen Licht und Lichtplanung gesagt?
Gerhard Landau wurde von uns gefragt, was ihn in Sachen Technik am meisten nervt, wenn sie nicht gut funktioniert: Er antwortete, dass es vor allem Lichtsteuerung und Klimaanlagen sind, die nicht selbsterklärend sind.
Titus Bernhard betont, dass zu den wichtigsten Aspekten, damit man sich gleich beim Betreten in einem Hotel wohlfühlt, gutes Licht, d. h. Akzentbeleuchtung und gutes Orientierungslicht, in der Regel Warmlicht (2.700 K), niemals Leuchtstoff-Licht und gleichmäßiger Lichtbrei mit 'Fröstel Atmosphere' zählen. Zum Thema Technik, und was ihn am meisten nervt, wenn es nicht gut funktioniert, sagt er: Die Lichtschalterorgien und Steuerungen auf den Zimmern – etwa, wenn man vom Bett aus nicht alle Lichter ausschalten kann. Besonders problematisch sind Downlights, wenn im Hotelbad das Licht von oben fällt und das Gesicht verschattet (Maskeneffekt), anstatt warm und diffus von vorne zu leuchten. Er fragt: „Wie soll man sich schminken, wenn das Licht nicht stimmt? Wie soll ich mich rasieren, wenn ich mich nicht sehe?“
Philipp Moeller von BAND Architektur sieht das Thema nichtfunktionierende Technik im Hotel ebenfalls kritisch: Zu viele Schalter und Lichtfunktionen sind für ihn ein Problem. Er betont, dass Licht eines der wichtigsten Elemente im Zimmer ist, weshalb das Lichtkonzept einladend, nicht überladen und vor allem leicht zu bedienen sein sollte. Für ihn sind schlechtes Licht, das „zu hell, zu grell, zu emotionslos“ ist, ein absolutes No-Go im Hotel, insbesondere im Spa-Bereich, wo die Lichtstimmung entscheidend für den Wohlfühlfaktor ist.
Die gravierendsten architektonischen Beleuchtungsfehler im Hotelbau entstehen, wenn man Funktionalität und Atmosphäre nicht an die spezifische Nutzung des jeweiligen Bereichs anpasst oder eine einfache Lichtsteuerung (Lichtmanagement) vernachlässigt.
In den Bereichen Spa, Restaurant und Bar dient Licht primär dazu, eine gezielte Stimmung und somit eine emotionale Reaktion zu erzeugen – nämlich Entspannung und Genuss.
Der Spa-Bereich ist die Zone der tiefen Entspannung und des Rückzugs.
Diese Bereiche dienen der sozialen Interaktion und dem kulinarischen Genuss.
Das Hotelzimmer ist der private Rückzugsort des Gastes und muss ein breites Spektrum an Beleuchtungsszenarien abdecken. Hier entstehen oft massive Planungsfehler durch Unkenntnis oder Nichtberücksichtigung der Nutzerbedürfnisse.
1. Nicht-intuitive und fehlende zentrale Lichtsteuerung
2. Mangelnde Schichtigkeit und Dimmbarkeit der Beleuchtung
Der Schlüssel zu einer exzellenten Lichtplanung im Hotel und zur Vermeidung gravierender planerischer Fehler liegt im Einsatz von Circadian Lighting, das als Teil des umfassenderen Konzepts Human-Centric Lighting (HCL) gilt. HCL bezeichnet Beleuchtungssysteme, die Lichtfarbe (Kelvin) und Intensität dynamisch an die jeweilige Tageszeit und somit den menschlichen Biorhythmus anpassen.
Das Hotel-Bad stellt die größte HCL-Herausforderung dar, da es widersprüchliche Funktionen erfüllen muss: Einerseits wird helles, neutrales Licht mit hohem Farbwiedergabeindex (CRI > 90) für präzise Tätigkeiten wie Schminken und Rasieren benötigt. Andererseits muss das Bad den Biorhythmus zu kritischen Zeiten schützen. Das System muss sich daher anpassen, indem es morgens helleres, etwas kühleres, aber nicht grelles Licht bietet, um das Aufwachen zu unterstützen, und abends automatisch auf warme, gedämpfte Töne dimmt, um den Körper auf den Schlaf vorzubereiten. Essentiell ist die Integration eines extrem sanften, roten oder bernsteinfarbenen Nachtlichts, das nur minimal in den verschlafenen nächtlichen Toilettengang eingreift und verhindert, dass Gäste durch helle Reize zu wach werden und dadurch schlecht wieder einschlafen können. Ist dies zu komplex umzusetzen hilft schon ein simpler Dimmer (auch nachträglich integrierbar) sehr!
Im Spa-Bereich dient das HCL-Konzept dazu, maximale Entspannung zu fördern: Die Systeme nutzen primär sehr warme, gedämpfte Lichtfarben (typischerweise unter 2700 K) ohne störende Blendeffekte, um die Melatoninproduktion zu unterstützen und einen harmonischen Übergang in die Ruhezone zu schaffen.
Die Licht– und Beleuchtungsplanung bei einem Hotel ist eine komplexe und anspruchsvolle Angelegenheit. Wir empfehlen allen Kolleg:innen einen Profi hinzuzuziehen und allen Hoteliers, sich diesem Thema gemeinsam mit Ihrem:r Architekt:in oder Ihrem:r Innenarchitekt:in zu widmen.
Wir, Maren und ich, stehen mit unserer umfangreichen Hotelerfahrung Architekt:innen bei der Hotel Planung als Sparringspartner zur Verfügung und Hotelinhaber:innen für Neuplanung, Fresh Up und Beratung.
Weitere Infos:
Maren und ich gemeinsam unter dem Namen 8 SENSES
Mehr über mich unter Studio Regine Geibel

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