Architekt:innen im Hotel: Titus Bernhard Architekten

Architects secrets
Regine Geibel
© Connolly Weber Photography Gbr / Orla Connolly
22.9.2025
ANZEIGE
advertorial

Eine Interview-Reihe mit interessanten Architekt:innen über Dos und Don'ts bei der Hotelarchitektur: Was macht ein gutes Hotel aus? Was sind die schlimmsten No-Gos? Und welches ist ihr Lieblingshotel? Hier: Titus Bernhard Architekten, Augsburg

Regine Geibel:
Thema Atmosphäre: Welches sind für euch die wichtigsten Aspekte, damit ihr euch gleich beim Betreten in einem Hotel wohl fühlt?

  • gute Orientierung zur Rezeption, eine „Welcome-Atmosphäre“ und freundliches, geschultes Personal
  • gutes Licht, d.h. Akzentbeleuchtung und gutes Orientierungslicht, in der Regel Warmlicht (2.700 K), niemals Leuchtstoff-Licht und gleichmäßiger Lichtbrei mit „Fröstel Atmosphere“
  • entspannte leise Hintergrundmusik
  • man erkennt oft an den Details (Blumenarrangements, Kunst oder kunstgewerblicher Kitsch, Überfrachtung mit Werbung und schlechte Materialwahl), ob man in einem „guten Haus“ ist oder nicht. Das hat nichts mit Geld zu tun.
  • angenehmer Geruch

Thema Technik: Wovon bist du am meisten genervt, wenn es nicht gut funktioniert?

  • Die Lichtschalterorgien und Steuerungen auf den Zimmern – wenn man z. B. vom Bett aus nicht alle Lichter ausschalten kann
  • Lüftergeräusche im Bad: man geht z. B. nachts auf ́s WC und dann wieder ins Bett und es dauert 10 Minuten bis die viel zu laute mechanische Lüftung ausgeht
  • Downlights: Wenn im Hotelbad das Licht über dem Kopf runterfällt und das Gesicht verschattet (Maskeneffekt), statt dass es warm und diffus von vorne kommt
  • Wie soll man sich schminken, wenn das Licht nicht stimmt? Wie soll ich mich rasieren, wenn ich mich nicht sehe?
  • Badezimmer ohne Ablagen für Wäsche, Waschbeutel, Kosmetika etc...
  • Duscharmaturen, die man nicht selbstverständlich bedienen kann (Kopf- und Handbrause sind zu verwechseln etc...)
  • Plastikzahnputzbecher, die so leicht sind, dass sie umfallen, wenn man eine Zahnbürste reinstellt
© Connolly Weber Photography Gbr / Orla Connolly

Thema Hotelzimmer: Was muss ein gutes Hotelzimmer auf jeden Fall „können“/bieten?

  • Sauberkeit
  • Ruhe
  • Wohlfühlatmosphäre
  • ein funktionales Badezimmer mit einer bequemen Dusche und einfacher Bedienung der Technik (alle s.o.)

Thema Spa: Worauf würdest du bei der Planung eines Hotel-Spas besonderen Wert legen?

  • ein Pool, in dem man schwimm kann und nicht nach 10m anstößt
  • verschiedene Saunen
  • bei allem spielt das Licht eine große Rolle
  • ferner ist zu vermeiden, dass in Schwimmbädern die Akustik schlecht ist, wenn man sich dort auch zum ausruhen und lesen aufhalten möchte
  • angenehme warme Materialien, gerne Holz, jedenfalls nichts Steriles

Was ist für dich ein absolutes No-Go im Hotel?

  • Schweiß-, Reinigungsmittel- oder Nikotingeruch
  • Lüftergeräusche
  • komplizierte Schaltertechnik, die nicht bedienbar ist (s.o.)

Was hat dich schon so richtig begeistert?

Klassische Hotels (Grand Hotels im alten Stil mit überragendem Service)

Hast du ein Lieblingshotel? Oder mehrere? Vielleicht ein City-Hotel und eines auf dem Land? Was schätzt du an denen besonders?

1. Hotel Wilmina Berlin-Charlottenburg: Das Hotel ist ein Beispiel für eine gelungene Umnutzung. Ein ehemaliges Frauengefängnis wurde zu einem gehobenen aber bezahlbaren Boutique-Hotel umgebaut. Konzeptionell und räumlich toll, fein im Detail, z. B. Mülleimer, Licht, Schalter, Textilien, Vorhänge alles mit Liebe geplant oder ausgesucht, Farbfamilie Weiß/Beige/Greige innen, außen harmonieren der rote Ziegel aus dem 19. Jahhundert mit dem Grün der wunderschön gestalteten Gärten/Höfe, Pool auf dem Dach, tolle Dachlandschaft hervorragendes Frühstücksbuffet

2. Palazzo Salis in Soglio / Bergell CH: Historisches Hotel aus der Renaissance inmitten eines einfachen Bergdorfs, erbaut von den Grafen von Salis, einem Adelsgeschlecht, das zurückgekehrt ist in seine arme Heimat, dem Valle Bregaglia in der Südschweiz, wunderbar romantischer Garten, sehr gute (regionale) Küche, - ein Kleinod. Man schläft in alten Betten, die Bäder sind auf halben Flur, Holzbalkendecken, Rilke hat dort gedichtet und geschrieben alles ist urig, nahezu authentisch, kein Kitsch, kein Überangebot, Kontemplation inmitten phantastischer Berglandschaft, ein bißchen schon Italien-feeling (der Comer See ist nicht weit)

Hier zum Profil von Titus Bernhard Architekten – mit sehenswerten Projekten – auf MünchenArchitektur.