
In dieser Reihe schreibt Carsten K. Rath über Hotels, die man entweder nicht mehr verlassen oder in die man zumindest möglichst bald wiederkommen möchte. Dieses Mal: ein Grandhotel in Basel
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Direkt am Rhein, in der Basler Altstadt, steht eines der ältesten Grandhotels Europas: das „Les Trois Rois“. In dieser über 350 Jahre alten Hotellegende haben bereits zahlreiche berühmte Persönlichkeiten übernachtet – Goethe, Picasso, der Dalai Lama oder Bryan Adams zählen dazu. Ich schätze das Haus für seine einzigartige Mischung aus Geschichte, Gastlichkeit und Grandezza. Die kürzlich abgeschlossenen zweijährigen Renovierungsarbeiten im benachbarten Kopfbau haben meine Neugier geweckt. Dieser wurde bewusst moderner und geradliniger gestaltet, um der Marke eine zeitgemäße Erweiterung zu verleihen. Ich sehe mir an, wie dieser historische Klassiker neu interpretiert wurde.

Der Kopfbau am Blumenrain 2 gehört bereits seit 2004 zum Hotelensemble. Nun wurde er vom Basler Architekturbüro „Herzog & de Meuron“ neu interpretiert und bewusst anders gestaltet. Viele klassisch-elegante Elemente, die ich mit dem „Les Trois Rois“ verbinde, sind geblieben – Kronleuchter, Marmor und der französische Stil prägen weiterhin das Bild. Gleichzeitig wurde das Interieur um zeitgenössische Details erweitert, etwa kräftige Farbakzente, Hochglanzflächen oder moderne Lichtinstallationen. In allen Suiten hängt die eigens für das Haus entworfene Glaspendelleuchte „Exhale“. Ihr geschwungenes, wellenförmiges Glas wurde vom Basler Kunsthandwerker Matteo Gonet gefertigt. Von den neuen Unterkünften fasziniert mich vor allem die 240 Quadratmeter große „Suite des Rois“ mit samtroten Wänden und Teppichen, eigenem Fitnessraum und Esszimmer. Vom Balkon habe ich einen hervorragenden Blick auf die Schifflände und das Rheinpanorama.

Ganz anders erlebe ich dagegen das neue Spa „Seijaku“, das auf einem eigenständigen Designkonzept basiert. Inspiriert von japanischer Wohnästhetik mit Lehmwänden, Tatami-Matten und handgearbeiteten Papierpaneelen, spiegelt es die japanische Philosophie der Stille und Achtsamkeit wider. Auch die Behandlungsangebote orientieren sich an fernöstlichen Prinzipien – ein rundum durchdachtes Konzept. Am Abend besuche ich ein weiteres Design-Highlight: die Zigarrenlounge „The Council“ mit Eichenparkettboden, zwei Kaminen und dunkelrotem Sofa. Der Raum misst zwar nur etwa 40 Quadratmeter; er wirkt durch die sieben Meter hohen Wände, die mit über 500 Keramikfliesen verkleidet sind, jedoch deutlich größer. Die Atmosphäre erinnert mich an ein elegantes Kaminzimmer, nur viel luxuriöser, exklusiver und zugleich überraschend intim. Ein Ort für Kenner, die kultivierte Eleganz schätzen.

Im ehemaligen Ballsaal erwartet mich eine Überraschung: Auch dieser Raum wurde von den Basler Architekten komplett umgestaltet und hat eine neue Funktion erhalten. Hier ist das Restaurant „Banks“ eingezogen, das europäisch-asiatische Kreationen serviert. Der Name spielt sowohl auf das Flussufer (englisch: „river bank“) als auch auf den nahegelegenen Finanzplatz an. Im Zentrum des Raumes befindet sich eine skulpturale Bar aus Chromstahl, über der eine farbenfrohe Installation von Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger schwebt. Sie vereint florale und maritime Formen mit Fundstücken aus dem Hotel zu einer faszinierenden Komposition. Je länger ich hinschaue, desto mehr Details entdecke ich – hier hängt ein Zimmerschlüssel, dort Silberbesteck, dazwischen ragt ein Kleiderbügel heraus. Rundherum spiegeln polierte und geschliffene Metallpaneele an den Wänden die zahlreichen Kronleuchter und auch das Kunstwerk wider.

Neben dem „Banks“ erlebe ich ein weiteres kulinarisches Juwel: das „Cheval Blanc“ im Haupthaus. Das Restaurant zählt zu den 100 besten der Welt und ist mit drei Michelin-Sternen sowie 19 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet. Seit vielen Jahren steht hier Starkoch Peter Knogl am Herd, einer der profiliertesten Köche der Schweiz, dessen Präzision und feines Gespür für Aromen ich sehr schätze. Mein Dinner dort ist ein unvergessliches Erlebnis und zeigt einmal mehr, wie meisterhaft Knogl klassische französische Küche mit modernen Akzenten verbindet. Dazu kommt ein Service, der ebenso reibungslos wie unaufdringlich agiert. Die Mitarbeiter bleiben präsent und aufmerksam, selbst bei voll ausgebuchtem Restaurant.

Das „Les Trois Rois“ ist Mitglied der Vereinigung „Swiss Deluxe Hotels“, die für höchste Standards in Service, Gastlichkeit und Kulinarik steht. Damit zählt es bereits zu den besten Adressen der Schweiz. Ich schätze besonders, dass sich das Haus nicht einfach auf seinem guten Namen ausruht. Dank General Manager Mark Jacob, der das Traditionshotel mit Weitblick und Gespür für zeitgemäße Entwicklungen führt, bleibt es stets in Bewegung. Im Vergleich zu anderen Grandhotels mit langer Geschichte entwickelt es sich kontinuierlich weiter und wagt dabei auch ungewöhnliche, mutige Veränderungen. Die neue Ausrichtung im Kopfbau und der umgestaltete Ballsaal markieren einen bewussten Stilbruch, der die Tradition des Hauses weiterdenkt – ein wichtiger Impuls für die Hotellerie von morgen.
Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel Rankings im deutschsprachigen Raum "Die 101 Besten" ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufswegen. Sämtliche Hotels, über die er für CHOSEN by Architects schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist zudem Autor folgender Bücher:
Die 101 besten Hotels Schweiz 2025
Die 101 besten Hotels Deutschland 2025
Iconic Hotels of the World (NEU!)
Eine Bestellung des Buches „Die 101 besten Hotels Deutschlands“ ist auch per E-Mail an board@i-sle.ch möglich.
Jetzt neu: PODCAST – „Minibar-Geständnisse, aus Zimmer 101“ von Carsten K. Rath, in dem er bei den besten Hoteliers hinter die Kulissen blickt ➡︎ auf Spotify & YouTube.


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In Zusammenarbeit mit dem mutigen niederländischen Designer Marcel Wanders präsentiert Fischbacher 1819 die außergewöhnliche Textilkollektion Ancient Memories – eine Hommage an vergangene Epochen, modern interpretiert mit Hanf.

Eine Interview-Reihe mit interessanten Architekt:innen über Dos und Don'ts bei der Hotelarchitektur: Was macht ein gutes Hotel aus? Was sind die schlimmsten No-Gos? Und welches ist ihr Lieblingshotel? Hier: Philipp Moeller von BAND Architektur, München