
In dieser Reihe schreibt Carsten K. Rath über Hotels, die man entweder nicht mehr verlassen oder in die man zumindest möglichst bald wiederkommen möchte. Dieses Mal: ein Vergleich zweier Luxushotels
(Für den Inhalt dieses Artikels ist allein der Autor verantwortlich; er spiegelt nicht zwingend die Haltung der Redaktion wider.)
Ich kenne kaum zwei Orte, die den alpinen Lebensstil so sehr für die Welt geöffnet haben wie Verbier und Crans-Montana. Hier treffen sich Sportler, Genießer, Designliebhaber – und große Hotelnamen inszenieren sich als Teil dieses Lebensstils. In Verbier hat sich die Lifestyle-Marke „W Hotels“ einquartiert, bekannt für ihr urbanes, lautes Design und ihre Vorliebe für Szenegäste. In Crans-Montana hingegen setzt „Six Senses“ mit seinen Unterkünften auf Ruhe, Rückzug und Achtsamkeit. Zwei Ansätze, zwei Versprechen. Ich checke in beide Häuser ein, um herauszufinden, wie unterschiedlich sich Luxus in den Alpen anfühlen kann.
Bei W Hotels denke ich an mutige Dekoration, kräftige Farben und eine ordentliche Portion urbaner Lässigkeit. Genau dieses Versprechen wollten die Designer von „Concrete Architectural Associates“ auch in Verbier einlösen – nur eben mit alpinem Bezug. Sie setzten auf Holz und Naturstein, kombiniert mit farbigen Glasflächen und knalligen Akzenten. Von außen erinnert mich das Gebäude an ein klassisches Schweizer Chalet, innen überrascht es jedoch mit einem frischen, modernen Aussehen. Mich fasziniert, wie gut dieser Spagat gelingt – und wie edel rot oder lila lackiertes Altholz wirken kann.

Ein Highlight ist die preisgekrönte „Monumental Staircase“, direkt neben dem„Whatever/Whenever“-Concierge. Ihre Sitzstufen ziehen sich wie die Spur eines Skifahrers nach unten. Auch sonst zeigt sich der Designanspruch an vielen Stellen: Schon im Eingangsbereich empfängt mich ein sechs Meter breiter Kamin. Wie ich erfahre, hat sogar jedes der 123 Zimmer einen eigenen Kamin. Die Decke des Loungebereichs „Living Room“ ziert eine farbige Lichtinstallation, die an ein umgedrehtes New Yorker Stadtpanorama erinnern soll.

Im Spa schimmert über einem der beiden Indoor-Pools ein aufwendig inszenierter LED-Sternenhimmel – hier habe ich das Gefühl, unter einem echten Bergnachthimmel zu schwimmen. Auch wenn mir der Turndown-Service im Hotel fehlt und mir Kleinigkeiten wie leere Wasserbehälter im Zimmer auffallen, überwiegt am Ende der Spaß an so viel durchdachtem Design.

Six Senses ist ein weltbekannter Name – eine Marke, die Luxus, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit verbindet und damit hohe Erwartungen weckt. In Crans-Montana erlebe ich, wie dieses Versprechen in Architektur übersetzt wurde. Entworfen vom Pariser Studio AW² Architecture & Interiors, das für seine klare, reduzierte Formensprache bekannt ist, setzt das Hotel auf ein besonderes Konzept: eine Reise vom Dunkel ins Licht. Schon die Ankunft ist Teil der Inszenierung: Ein gedimmter, steinverkleideter Tunnel empfängt mich wie der Eingang zu einer modernen Grotte. Mit jedem Raum wird es ein Stück heller, bis sich schließlich Tageslicht und Panorama vor mir öffnen.
.jpg)
Wie ich es von anderen Six Senses-Häusern kenne, setzt auch dieses Hotel konsequent auf Regionalität – von den Lebensmitteln beim Brunch bis hin zu den Materialien des Baus. Die Fassaden sind aus Quarzit, das Holz stammt von heimischer Lärche und Eiche, das Dach ist mit Schiefer gedeckt. Große Fensterfronten und Möbel im skandinavischen Stil lassen viel Licht herein und wirken angenehm reduziert. Die Mischung aus modern und rustikal schafft mir eine echte Wohlfühlatmosphäre. Ein originelles Detail ist auch der „Alpine Garden“ im Herzen des Gebäudes: ein großzügiger, bepflanzter Innenhof mit echten Bäumen und Sträuchern, der Innen- und Außenraum miteinander verschmelzen lässt.
.jpg)
Auf den Spabereich freue ich mich besonders – die Wellnessangebote von Six Senses sind für mich die besten der Welt. Neben der „Biohacking Lounge“ mit neuesten Konzepten der Langlebigkeitsforschung begeistert mich vor allem die Gestaltung. Die Behandlungsräume erinnern an kleine Berghütten, gruppiert um den „Alpine Garden“ und damit in direktem Kontakt zur Natur. Über dem Indoorpool schwebt eine Decke aus vertikalen Holzlamellen, die das Licht sanft brechen und den Raum fast magisch wirken lassen. Danach empfehle ich einen Besuch in der „Ora Bar & Lounge“ im fünften Stock: Auf der modernen Terrasse sitze ich mit einem Drink und Häppchen am Außenpool und lasse den Blick über das Bergpanorama schweifen.
.png)
In beiden Häusern erlebe ich unterschiedliche Interpretationen von alpinem Luxus. Das „W“ setzt auf markantes Statement-Design und ein Lebensgefühl, das nach außen strahlen soll. SixSenses hingegen steht für Ruhe, Achtsamkeit und einen Service, der bis ins Detail durchdacht ist. Beides funktioniert. Wo würde ich beim nächsten Mal einchecken? Das kommt darauf an, was ich dann suche: Inspiration oder Entschleunigung.

Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel Rankings im deutschsprachigen Raum "Die 101 Besten" ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufswegen. Sämtliche Hotels, über die er für CHOSEN by Architects schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. Rath ist zudem Autor folgender Bücher:
Die 101 besten Hotels Schweiz 2025
Die 101 besten Hotels Deutschland 2025
Iconic Hotels of the World (NEU!)
Eine Bestellung des Buches „Die 101 besten Hotels Deutschlands“ ist auch per E-Mail an board@i-sle.ch möglich.
Jetzt neu: PODCAST – „Minibar-Geständnisse, aus Zimmer 101“ von Carsten K. Rath, in dem er bei den besten Hoteliers hinter die Kulissen blickt.

Ein innovatives Hotelkonzept aus gebrauchten Seefrachtcontainern, die rund 15 bis 20 Jahre in der Welt unterwegs waren, Möbeln aus Bambus, Teppichen aus Fischernetzen und Stücken aus den Retouren großer Möbelhändler zeigt, wie es geht!

Eine neue Interview-Reihe mit interessanten Architekt:innen über Dos und Don'ts bei der Hotelarchitektur: Was macht ein gutes Hotel aus? Was sind die schlimmsten No-Gos? Und welches ist ihr Lieblingshotel? Hier: NEUFELDT.VOIGT ARCHITEKTEN

Vom Forsthof mit Zimmervermietung zum führenden Wellness- und Spa-Hotel in nur einer Generation. Heute verwöhnt der Familienbetrieb seine Gäste mit 5-Sterne-Komfort. Die neu renovierten Zimmer sind mit Geberit AquaClean Sela Dusch-WCs ausgestattet.