
Während das Bewusstsein für nachhaltiges Bauen weiter steigt, nimmt die Umsetzung spürbar ab. Der globale Sustainable Building Index (SBI) fällt von +41 auf +30 – den niedrigsten Wert der vergangenen Jahre.
Die Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) zeigt in ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2025 ein gemischtes globales Bild. Wir haben die Keyfacts für Sie:
Die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer. Wirtschaftliche Unsicherheiten, fehlende politische Stabilität und steigende Baukosten bremsen die Transformation. Besonders gravierend: 46 Prozent der Befragten messen CO₂-Emissionen im Bau gar nicht – ein deutlicher Widerspruch zu den Netto-Null-Zielen.
Die stärksten Rückgänge verzeichnet die Region Amerika. Der SBI sinkt dort auf +11 – ein massiver Absturz im Vergleich zu +50 im Jahr 2021. Gründe sind verändert politische Rahmenbedingungen in den USA und eine verhaltene Nachfrage im Gewerbesektor.
In der APAC-Region bleibt das Nachhaltigkeitsbewusstsein hoch, doch Fortschritte entstehen nur langsam. Deutlicher positiver Trend hingegen im Mittleren Osten und Afrika: MEA ist 2025 die einzige Region mit steigender Nachfrage, getrieben durch Investitionen in widerstandsfähige Infrastruktur und Wassereffizienz.
Europa bleibt internationaler Taktgeber – mit strengen Vorgaben wie EU-Taxonomie, EPBD und ETS. Dennoch verliert die Region an Schwung: Der europäische SBI fällt von +63 auf +39. Komplexe Regulierung, hohe Kosten und ein massiver Fachkräftemangel verlangsamen die Umsetzung. Während zirkuläre Prinzipien zunehmend integriert werden, bleibt die Bewertung von Resilienz und CO₂-Lebenszyklusdaten hinter dem Anspruch zurück.
Biodiversität hat im globalen Vergleich die geringste Zustimmung in Europa – ein Hinweis auf Informationsdefizite.
In Deutschland bleibt die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden stabil positiv: 44 Prozent der Nutzer und 46 Prozent der Investoren berichten von einem Anstieg. Mit einem SBI von +37 liegt Deutschland im europäischen Trend.
Bei den Merkmalen grüner Gebäude dominiert die Energieeffizienz – für 91 Prozent der Investoren und 84 Prozent der Nutzer das wichtigste Kriterium. Innenraumqualität ist vor allem für Nutzer entscheidend, während Investoren stärker auf Klimarisiken und Anpassungsfähigkeit achten. Zertifizierungen wie DGNB, BREEAM oder WELL spielen für Investoren nahezu durchgängig eine zentrale Rolle.
Investitionen werden allerdings von hohen Anfangskosten und Unsicherheiten beim wirtschaftlichen Mehrwert gebremst. Auch fehlende Förderprogramme, komplexe Entscheidungsprozesse sowie uneinheitliche Standards erweisen sich als Hürden.
Resilienz spielt in Deutschland bislang eine geringere Rolle: Nur ein Drittel der Befragten stuft Klimaanpassung als kritisches Thema ein – deutlich weniger als bei Energieeffizienz und Emissionsreduktion.
Der Bericht formuliert sechs zentrale Maßnahmen, um die Transformation zu beschleunigen – darunter verpflichtende CO₂-Lebenszyklusmessungen, verbindliche Emissionsgrenzen, stärkere Finanzierung für grüne Sanierungen und eine engere internationale Standardisierung.
Mit Werkzeugen wie dem Whole Life Carbon Assessment oder der Built Environment Carbon Database unterstützt die RICS die Branche bei einer konsistenten Datengrundlage.
Die RICS sieht Europas Vorreiterrolle bestätigt, warnt aber vor einer zunehmenden Umsetzungslücke. Energieeffizienz bleibt der entscheidende Maßstab, während Biodiversität und Resilienz in Europa noch zu wenig Beachtung finden.
Für den deutschen Markt zeigt sich: Die Nachfrage nach nachhaltigen Gebäuden bleibt robust – doch angesichts der Marktunsicherheiten zählt mehr denn je die nachweisbare wirtschaftliche und ökologische Performance.

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